Freitag, 13. Januar 2006

Inder nett

indernett

Hmm, mein Blog verkommt langsam im Trash

Heute habe ich übrigens mit Yoga begonnen, da ich schon im Yogaland bin. War eine ziemlich mühsame Erfahrung. Aber vielleicht wird es ja mit der Zeit entspannter.

Mittwoch, 11. Januar 2006

Eid - Umarmungen

David_ich_Kurtas
Heute war "Eid", eines der wichtigsten Moslem-Feste. Vielleicht erinnert ihr euch an die Bibelgeschichte, wo Abraham Gott seinen Sohn opfern sollte, es aber schliesslich nur eine Prüfung war und Abraham eine Ziege opferte? (Also ich weiss nicht mehr so genau, wie das war, wen es interessiert, der soll es doch bitte selber im Alten Testamant nachlesen). Jedenfalls beruhen das Alte Testament der Christen und der Koran der Moslems so ziemlich auf den gleichen Geschichten. Beim Fest "Eid" geht es also darum an das Opfer von Abraham und sein Vertrauen in Gott (Allah) zu erinnern. Jede Familie, die es sich leisten kann, zieht während einem Jahr eine Ziege auf, die während dieser Zeit mit der Familie zusammen in der gleichen Wohnung lebt. An "Eid" wird dann die Ziege geopfert, sprich getötet und dann gegessen. Die Familie mit Ziegenfleischen verschenken den Familien, die sich keine Ziege leisten konnten, einen Teil des Fleischs. Zudem ist es Brauch, dass jeder seine besten Kleider trägt (Wir unsere neuen Kurtas und Pajamas), man seine Freunde und Verwandten besucht und Happy "Eid" wünscht. Bei den Männern geht das folgendermassen: Wann immer man jemandem begegnet, den man irgendwoher kennt (bzw in unserem Fall, den Salman kennt), dann schüttelt man die Hände, wünscht sich "Eid Mubarak" (Happy Eid) und umarmt sich und umfasst dann noch einmal mit beiden Händen die Hände des anderen.

Ich sage euch, ich habe noch nie an einem Tag so viele Leute umarmt. (Und schon gar nicht so viele Fremde). Ich fand es rührend, wie sich überall auf den Strassen Alt und Jung umarmte.

David und ich waren zum Zmittag bei Salmans Familie eingeladen. Wir trugen unsere frischgeschneiderten Kleider und die ganze Familie war begeistert. David und ich fühlten uns eher ein wenig lächerlich in den langen Gewändern, aber was solls. Die Ziege, die wir bei den vorderen Besuchen immer angetroffen hatten, war bereits tot. Rücksichtsvoll, dass wir keine Ziege mochten, kochte Mommie ein ganzes Vegi-Menü für uns. Zum Dessert gab es diesmal Kir, eine Art Creme aus Reispulver, Bananen, Milch und Zucker.
Essen_SalmansFamily
Die Girls schenkten mir und David wunderschöne Neujahrs-Karten mit einem eigenen Gedicht:
"A little fun, a little joy
lots of moments to cherish and enjoy,
Some laughter here, a smile there,
a fresh fragrance everywhere,
a bit of sunshine, a bit of cheer,
love from all those near and dear.
I wish these are the little things
this New Year brings."

Salmans_Sister

Dann nahm uns Salman zu einem Umarmungs- und Verwandtenbesuch-Marathon durch die ganze Stadt mit. Bei einem seiner Onkel spielten wir ziemlich lange Karambol - endlich ein Spiel, bei dem ich auch mitreden konnte. David redet nämlich immer mit allen Jungs über Kricket und da bin ich echt überfordert. Ich habe zwar einmal bei Salmans Cousins den Batsman gespielt, aber ehrlichgesagt scheinen mir die Kricket-Regeln unglaublich kompliziert und verwirrend. Karambol ist besser.

Tja und jetzt bin ich müde von dem erlebnisreichen Tag und gehe schnarchen. Heute gibt es einmal kein Poker. In letzter Zeit haben wir am Abend jeweils Poker gespielt (gestern bis morgens um 02:00). Wir spielen um Zündhölzer. Am Anfang habe ich gar nix von diesem Spiel begriffen. Doch inzwischen habe ich schon einen ansehlichen Stapel von Zündhölzer. Und bald beginnen wir um Rupien zu spielen. Das praktische ist, dass die Rupien eine so tiefe Währung ist, dass es auch wenn ich 100 Rupien verlieren würde kein Verlust wäre.
Guet Nacht
Mummtas Kahn

Fünf nach Zwölf in Bhopal

Wer sich dafür interessiert, was 1984 in Bhopal geschehen ist, der kann eines der vielen Bücher zu diesem Thema lesen.

Ich habe gerade "FIVE PAST MIDNIGHT IN BHOPAL" von Dominique Lapierre und Javier Moro gelesen. In diesem Roman, wird die Geschichte der Bhopal-Gaskatastrophe anhand von persönlichen Geschichten in der Nachbarschaft der Union Carbide Fabrik aufgerollt. Der Dominique Lapierre Fonds unterstützt das Sambhavna Spital, wo ich arbeite.

Das Buch ist für auf Deutsch für 40.10 SFr und auf Englisch für 28.40 bei Exlibris erhältlich. Kaufen kann man es auch bei Bol.ch oder Amazon oder in der Buchhandlung. Kann ich empfehlen.

Gruess und Schluss mit Werbung
Matthias in Kurta

Sonntag, 8. Januar 2006

Kurta Pajama

Namaskar
Vielleicht habt ihr auf dem Foto irgendwo unten gesehen, dass Salman ein elegantes Hemd trug. Diese Art Oberteil nennt sich Kurta und wird hier von so ziemlich allen Männern jeglicher Religion getragen. Zu der Kurta gehören immer Pajamas. Das sind weisse lockere Baumwollhosen. (Nicht Pyjamas :-P).
Ich bin begeistert von diesen Kleidern und will auch so eine elegante Kurta. So gingen David, Salman und ich also am Freitag Nachmittag Stoff shoppen. Salman führte uns zielstrebig durch den Basaar zu verschiedenen Stoffläden, wo uns Stoffe in allerlei Farben und Muster vorgeführt wurden.
Stoff_Basaar
Der Stoff-Basaar

Ich habe mich nach langem hin und her für 3 Meter schwarzen Baumwollstoff mit kleinen Spiralen darauf und einigem weissen Stoff für die Pajamas entschieden. Das machte insgesamt 670 Rupien (Also 20 Franken). Dann besuchten wir verschiedene Freund von Salman und tranken Chai bis zum umfallen. Erst waren wir bei einem jungen Hotelmanager und dann bei Salmans Schulfreundin, die in einer armseligen Hütte wohnt. Salman hatte sich vorher etwa 20 mal bei uns entschuldigt, dass sie so arm ist und immer wieder nachefragt, ob es uns auch wirklich nichts ausmacht sie zu besuchen.

Salman_Freundin
Zu Besuch in der Hütte von Salmans Schulfreundin, deren Mutter als Lebensunterhalt Party-Girlanden aus Papier schnippert und klebt.

Dann führte uns Salman zu einem winzigen Laden eines berühmten Kurta-Schneiders. Da der Schneider gerade beim Gebet war, mussten wir etwas warten, bis wir dann ausgemessen wurden und den Stoff für die Kurtas abgeben konnten. Der Schneider kostet gerade mal 100 Rupien (3 Franken). Den Stoff für die Pajamas nahm Salman mit sich, da seine Mutter versprochen hatte, die Pajamas für uns zu nähen. Auf dem Rückweg kaufent wir für 80 Rupien noch einen edlen Schal.

Am Abend um 19.00 waren wir dann bei Salmans Familie zum Abendessen eingeladen. Wir wollten sicher gehen nicht zu früh dort zu sein und erschienen erst um 19:30, doch Salman selbst, unser Gastgeber erschien erst um 20:30!
Zum Abendessen sassen alle Männer im Wohnzimmer im Kreis auf dem Boden, während die Frauen und Kinder in der Küche assen. Für David und ich war das lange Sitzen im Schneidersitz schon bald eine ziemliche Qual ;-). Es gab verschiedene Poulet-Gerichte und dass ich Vegi bin, fand die Familie total okay und normal. Es gab also auch noch Spinat-Erbsen-Sabzi, Reis-Kartoffeln-Dingsbums, Fladenbrot, Pickle, Chutney und eine Art Salat. Mit nur einer Hand und ohne Besteck zu essen ist ziemlich einfach, solange ich Faldenbrot brauchen kann. Das Reis sollte man aber nicht mit Fladenbrot essen und da das Reis überhaupt nicht Basmati-Klebrig war, hatte ich ziemlich Mühe zu vermeiden, dass das Reis im ganzen Wohnzimmer herumflog :-P
Zum Dessert gab es Simmeia (Semmelina), eine Art milchige süsse Spaghetti-Nudeln, was neben Gulab Jamun mein Lieblingsdessert ist.

Schliesslich machten wir ab, dass wir am Dienstag die Kurtas bei Schneider abholen werden und am Mittwoch Mittag die Familie wieder Besuchen. Dann ist ein wichtiger Festtag für die Muslims und jede Familie köpft eine Ziege oder so ähnlich. Zur Feier des Tages werden David und ich unsere neuen Kurtas tragen. Farah, eine der Schwestern von Salman schwärmte bereits, wie gutaussehend wir in den Kurtas aussehen werden. :-)

Samstag, 7. Januar 2006

Delhi

India_Gate
Das India-Gate

Ich muss sagen, Delhi ist nicht gerade meine Lieblingsstadt geworden. Eigentlich erstaunlich, dass ein Schweizer aus den Bergen im indischen Delhi beinahe erfriert. Aber das habe ich nun davon, dass ich nicht die passenden Kleider mitgenommen habe. In Indien gibt es natürlich nirgendwo Heizungen. Als ich gestern Abend gesehen habe, dass in Delhi wohl Tausende mit dünnen Decken draussen auf dem Trottoir übernachten, war mir mein Gejammer schon fast ein wenig peinlich. Nachdem ich euch das letzte Mal geschrieben habe verbrachte ich noch einen weiteren unangenehmen Tag. Im Indian Council for Medical Research wurde ich beschimpft, dass ich ein Verbrechen beginge, wenn ich ohne Genehmigung der indischen Regierung Interviews zu wissenschaftlichen Zwecken durchführe. Anschliessend liess mich die Direktorin des ICMR mehr als zwei Stunden in ihrem Büro warten, bis ich mit ihr sprechen konnte.
Der letzte Tag in Delhi verlief etwas besser. Da ich erst am Nachmittag ein Interview mit jemandem vom Ministry for Chemicals and Fertilizer hatte, war ich am Vormittag frei. Ich ging also in die Stadt und schaute mir das India Gate an und habe da noch etwas Dummes gemacht. **schäm**: Wie ein doofer Tourist habe ich mich dazu überreden lassen, ein Flötenspieler mit Schlange zu fotographieren und dem Spieler einige Rupien dafür zu bezahlen. Hmm, das war wohl nicht zum Wohl der Schlange. Eigentlich hätte ich gedacht, ich wäre langsam gegen Touristen-Aufschwatzer immun.
Schlange
Ein Flötenspieler mit Schlange

Dann besuchte ich das National Museum of Modern Art, was mich auch nicht total überzeugt hat. Ich rief den pensionierten Dr. Sriramachari von ICMR an und bat um ein Interview. Er sagte er sein den ganzen Tag „busy“, ausser ich komme augenblicklich zu seiner Privatwohnung. Ich sagte zu. Dummerweise befand ich mich gerade am andern Ende von der 12-Mio-Stadt und ich hatte die Adresse trotz mehrmaligem nachfragen nicht richtig verstanden. Alles was ich verstand was A2 (oder so ähnlich) und dass es in der Nähe von meinem Ashram sei. Ich rannte also aus dem Museum zu der nächsten Bushaltestelle und schnappte mir einen Bus, was in Delhi auch nicht ganz einfach ist. In Delhi hat es ca 800 Buslinien und du musst irgendwie herausfinden, welche derjenige ist, den du brauchst. Angeschrieben ist nämlich gar nichts. Und dann musst du wenn der Bus kommt wild winken und wenn er abbremst auf den fahrenden Bus aufspringen. Wenn du dann drin bist und aufdringlich genug, dann kannst du noch versuchen einen Sitzplatz zu erobern. Freundlicherweise ist überall noch folgendes angeschrieben: “Please check the space under your seat, there might be a bomb. If yes, call the alarm.” Das ist ja beruhigend.
Jedenfalls hatte ich glücklicherweise den richtigen Bus erwischt und fuhr in Richtung Ashram. Als ich ausstieg sah ich gerade vor mir einen grossen Block der mit A2 angeschrieben ist. Ich hatte es also gefunden. Mein Glück hatte mich noch nicht ganz verlassen.
Ich hatte also schlussendlich doch immerhin 5 Interviews gemacht, bevor ich mich wieder in den Bhopal-Express setzte.

P.S. Als ich meinen Rucksack packte, hörte ich auf einmal eine Stimme aus meinem Rucksack! Huch! Mein Rucksack kann sprechen! Eine tiefe männliche Stimme und er sprach sogar Hindi – ich verstand also kein Wort.
Nach einer Sekunde der Verblüffung begriff ich, ich hatte unten in meinem Rucksack einen Reserve-Audiorecorder und beim Packen hatte das Gewicht auf die Play-Taste gedrückt. ;-)

Dienstag, 3. Januar 2006

Hacker und Delhi

Haribol
Also fuer die, die es noch nicht bemerkt haben: MEIN BLOG WURDE GEHACKT! *Hilfe* Der letzte Eintrag stammt naemlich nicht von mir sondern von Marc H.(aecker) Zuercher. Keine Ahnung, wie er das geschafft hat. Ich werde in balde seine Koordinaten herausruecken, damit mich jemand von euch entsprechend raechen kann :-).

Ich bin gerade in Delhi in einem schmuddeligen Internetcafe. Gestern morgen frueh bin ich zerknautscht mit dem Schlafwagen in einem der vielen Bahnhoefe in Delhi angekommen. Im Zug gab es keine Decke und ich musste meinen eigenen Schlafsack mitbringen. Zudem musste ich mein Bett mit meinem Gepaeck teilen, da da wo sonst Gepaeckablagen in europaeischen Zuegen sind, in indischen Zuegen auch ueberall Betten fuer Leute sind. Jedenfalls habe ich mir waehrend dieser ungemuelichen Nacht irgendeinen Muskel eingeklemmt, der mich jetzt jeden Tag an die Reise erinnert. Mein erster Eindruck von Delhi war ziemlich negativ. Es ist eiskalt, windig und es regnet sogar. *brrrrrrrrrrrrr* Ich habe natuerlich keine passende Kleidung mitgebracht. :-(
Wie vereinbart, gehe ich zum Buero von THE OTHER MEDIA, die natuerlich von nichts wissen. Trotzdem helfen sie mir eine Unterkunft zu suchen. Nun wohne ich im Sri Aurobinda Ashram.
Sri_Aurobinda
The Mother und Sri Aurobinda

Die Zimmer sind wirklich eiskalt und ziemlich einsam.
Zimmer2
Mein Zimmer im Ashram

Das Essen gibt es in einer Halle, die nach oben offen ist. Super. Bi nieselregen :-P. Und dann hat es in diesem Ashram ganz viele Leute, die irgendwie dabei sind sich selbst zu finden, ein guter Mensch zu werden oder Guru-Buecher zu lesen. Mir ist das eher ungemuetlich und von Herzenswaerme ist nicht gerade viel zu spueren. Im Vergleich zu Bhopal ist in Delhi sowieso jeder "busy" und schaut fuer sich alleine.
Zu allem Uebel habe ich gestern noch schrecklich Durchfall bekommen und Erbrechen muessen. Ich hoffe nur, dass das nicht schonwieder Malaria ist. Ich bin hier naemlich ganz auf mich alleine gestellt. Ich habe mir ein paar Durchfall-Medis besorgt und jetzt geht es schon viel besser.
Zu meiner Zufriedenheit konnte ich heute ein sehr interessantes Interview durchfuehren mit Mr. Gain von Engineers India Limited. Das war wirklich eine Kunst sein Buero zu finden. Delhi hat 12 Millionen Einwohner und ist ein grosser Chaoshaufen.
Am Telefon habe mir zwei Leute ploetzlich den Interview-Termin abgesagt, weshalb ich mir ziemlich betrogen vorkomme. Ich habe also nur noch zwei Interviews vor mir und viel Freizeit.
Im Ahsram habe ich den Franzosen Bruno kennengelernt und gemeinsam haben wir am Nachmittag das Rote Fort besucht. Ich sage euch, das ich echt wahnsinnig riesig! Hmm ja und dann haben wir noch eine gigantische Moschee gesehen und haben uns durch den Basaar gekaempft. Es war wirklich ziemlich ein Kampf und wir mussten andauernd aufpassen, dass wir nicht von den Velo-Rikshas ueberfahren wurde. Leder gibt es diese coolen Gefaehrte in Bhopal nicht mehr. In Delhi hingegen hat es sie noch ueberall.

P.S. Heute morgen habe ich doch tatsaechlich "Toothpaste" anstatt "Zahnpasta" gedacht :-P

Okay, vielleicht solte ich euch noch den Teil 2 von der Salman-Family-Story erzaehlen.
David und ich hatten also Salman und seine Geschwister zum Chai eingeladen. Wir waren ziemlich aufgeregt und hatte keine Ahnung, was wir ihnen anbieten koennten. Schliesslich kaufen wir bei Manhor Dairy edle-Milchsuessigkeiten mit Silberbezug. (Das Silber isst man mit). Dann versuchten wir Chai zu machen. Da David so eifrig war, gab er viel zu viel Teekraut ins heisse Wasser, sodass es und beinahe peinlich war den extrem starken Tee zu servieren. Wir hatten mit Salman um 19.00 abgemacht. Wir raeselten herum, wer wohl alles erscheinen wuerde. Ist es Frauen erlaubt im Dunkeln das Haus zu verlassen? Kommt Salman alleine? Als um 19.30 immernoch niemand erschienen war, begannen wir uns langsam Sorgen zu machen. Kommt niemand? Ist es brauch die Gaeste abzuholen? Salman hatte uns das letzte mal abgeholt.
Schliesslich machten wir uns auf um zu Salmans Family's Haus zu gehen. Dort angekommen trafen wir die ganze Familie beim Abendessen an. Sie erklaerten uns sie seien eben etwas spaet dran. Wir wurden gebeten zu warten. Als sie schliesslich sagten sie seien bereit, machte sich ploezlich die ganze Familie auf um uns zu besuchen, inklusive Mama und Cousins! David und ich waren verbluefft, liessen uns aber nicht anmerken. Die ganze Familie liess sich also in unserem kleinen Boys-Room nieder. Mir wurde erklaert in welcher Reihenfolge ich wem in der Familie das Essen und den Chai anbieten muss, damit ich die Hierarche eingalte. Hmm ja, beim Chai verzog die Mamie ein wenig das Gesicht, aber sonst waren alle happy. Und guecklichweise machten sie sich selber nach einigem Smalltalk und Geplauder auf den Weg nch Hause, so dass wir sie nicht rauswerden mussten. David und ich erzaehlten ihnen, dass wir planten am naechsten Tag nach Sanchi zu fahren. Und da schienen es allen ganz klar zu sein, dass Salman uns begleiten wuerde. Wir hatten ihn nicht eigentlich dazu eingeladen!

Am naechsten Tag standen wir also frueh auf und als wir auf dem Weg zum Bahnhof war, kam uns tatsaechlich Salman entgegen gerannt. Wir kauften also Zug-Tickets nach Sanchi und ich erlebte meine erste Zugreise in Indien. Zu unserer Unterhaltung gabe es im Wagen einen lautstarken Streit zwischen einem alten Papa und einer Frau die riesige Holzbuendel mit in den Zug nahm und damit alles versperrte.
In Sanchi bestaunten wir dann die buddhistischen Stupas. Falls jemand von euch genau weiss, was eine Stupa ist, dann soll er mir doch das bitte erklaeren. Ich wuerde zu gerne wissen, was sich darin befindet.
Nach Sanchi schleppte und Salman in einen Jeep nach Raisen. Diese Fahrt werde ich nie vergessen. Ich habe noch nie soviele Leute so eng beieinander erlebt. In Raisen besuchten wir die Familie von Salmans Tante. Der Onkel strahlte ueber das ganze Gesicht, als wir ihn mit "Assalamaleikum", dem Moslem-Gruss begruessten. Dann besuchten wir ein ziemlich zerfallenes Fort auf dem Huegel neben Raisen und hatten eine schreckliche Bus-Fahrt nach Bhopal. Todmuede kamen wir zuhause an.
Ich bin inwischen auch muede und werde mich in meine einsame kalte Klosterkammer legen. Ich muss euch dann unbedingt noch von Sylvester erzaehlen.
Ich denke an euch
matthias

Bilder zu Sanchi

Sanchi_Stupa
eine Stupa

Sanchi_Deko
ein Tor-Balken der Stupa

Sanchi_Tor
eines der berühmten Tore

Mandala
ein Mandala an der Stupa-Wand

In Raisen
Raisen_Affe
ein wilder Affe

Raisen_D_S
David, Salman und Salmans Cousins

Salman_Matz
Salman und ich


Holz-Traeger
ein Holzträger auf dem Weg zu Fort von Raisen

Salman
Saman in seiner Festtags-Kurta

Samstag, 31. Dezember 2005

Frost


Es Grüessli vo 2500 m ü. M. bi -21°C
Das isch d'Fiona, mini Cousine und ich. Im Hindergrund gseht mer na das berüemte Chistestöckli, grad es bitzli inere Wulche.

marc

Donnerstag, 29. Dezember 2005

Zu Besuch bi Salman's Family

Salman ist ein 24 Jahre junger Mann, der in unserer Nachbarschaft wohnt und der Josh einmal zum Abendessen einlud. Josh ist inzwischen nach Goa abgereist, um dort Silvester zu feiern - ohne Salman Goodbye zu sagen. Daher tauchte Salman in letzter Zeit in Sambhavna auf und erklärt mir und David (den übriggebliebenen Volunteers), wie traurig er ist, dass Josh gegangen ist und wie sehr er ihn vermisst. Offensichtlich hat sich Salman ziemlich fest in Josh verliebt. *grins*. Naja, um über Josh hinweg zu kommen, hat Salman David zum Chai eingeladen und da dieser nicht alleine gehen wollte, haben sie mich mitgenommen. So waren wir also gestern bei Salman's Muslim-Familie zum Chai. Das war ein total lustiger Abend und ziemlich surreal. Salman zeigte uns etwa 200 Fotos von seiner dicken Mama, die vor allen möglichen Sehenswürdigkeiten in Indien in schmachtender Pose für Fotos posiert. Währenddessen sassen ein grossteil von Salmans 6 Schwestern und 4 Brüdern kichernd auf dem Sofa daneben und schaute uns zu. Die Mama kochte viel Chai für uns, eine Art Früchte-Chutney und Simmeia, eines meiner Lieblings-Dessert hier - so eine Art heisse milichige China-Nudeln. Dazu gab es salziges Fry-Dal = getrockneter Linsen. Zu meiner Erleichterung hatte Salman vor allem an David seine Freude, der andauernd betonte, dass er eine Freundin in England hat :-) Ich hatte inzwischen genug zu tun, Salmans Schwester "abzuwehren". Ich habe eigentlich einmal gedacht Moslem-Frauen seien meistens scheu, zurückhaltend und verschleiert. Nicht so Salmsans-Schwestern. Erst beschlossen sie einstimmig, dass ich haargenau wie Harry-Potter aussehe und dann überschütteten sie mich mit so vielen Komplimenten, Schmeicheleien und Flirt-Attacken, dass mir ganz schwindlig wurde. Sie wollten mich unbedingt dazu bringen, dass ich vor ihnen in ihrem Wohnzimmer tanze und singe, was ich natürlich nicht machte. Schliesslich wollte uns die Familie gar nicht mehr gehen lassen und David und ich mussten regelrecht flüchten. Jedenfalls haben wir alle für heute Abend zum Chai eingeladen.
David und ich machen uns bereits Sorgen, was wir denen auftischen können und vor allem, wie werden wir sie los, wenn sie am Abend nicht von selber nacht hause gehen?
Ich kann mir inzwischen schon fast überlegen, wie ich die 220 Kamele für die Hochzeit auftreibe. *grins* Oder wie war das?
Naja, falls das ganze zuviel wird, werde ich ihnen ein wenig von Marc erzählen :-P Jedenfalls sind es alles hüpsche Töchtern, die alle Computer oder Business studiert haben. Nur Salman selber scheint nicht gerade der Hauptgewinn zu sein. Zum Glück kommt nächste Woche Josh zurück. *hehe*

Mittwoch, 28. Dezember 2005

Museum Weihnachten und Ziegen

So, es ist höchste Zeit, dass ich wieder einmal einen Blog schreibe. Ich muss also ein wenig in meiner Errinnerung herumsuchen, was denn in letzter Zeit so geschah.

Vor ungefähr zwei Wochen habe ich am Sonntag mit Emma aus Chicago einen Ausflug gemacht, wie es hier vermutlich die Upper-Class-Bhopali jeden Sonntag machen. Wir haben eine Rikshaw zum See genommen, sind die Seepromenade entlang flaniert, haben ein Pedalo gemietet und sind um die Insel gestrampelt, sind durch den riesigen Park des Indira-Gandhi-Museums mit den vielen Tribal Hütten spaziert, haben das Museum besucht und haben im Fast-Food-Restaurant etwas unappetitliches gegessen. Im Museum gab es eine Ausstellung über die Entwicklung des Menschen mit Neandertaler und so. Emma hat mir erzählt, dass so eine Ausstellung in den USA wegen den christlichen Fundis niemals zugelassen würde.
Das Museum befindet sich in einem riesigen Gebäude, das vom Architekten Charles Correa gebaut wurde und das ganze Museum ist noch fast moderner als die modernsten Museen in der Schweiz und das hat mich schon fast vom Hocker gehauen. (öh, gibt es diese Redewendung?). Bim Spaziergang im Park hat mir dann Emma von ihrer spannenden Arbeit mit Transgender People in Indien und Thailand erzählt. Und in dem Fast-Food-Restaurant habe ich eine Veg-Kathi-Roll bestellt. Keine Ahung, was ich da gegessen habe, aber empfehlen tue ich es niemandem.

Schiffli
Der Upper Lake mit vielen Booten.

Tribal_Hut
Emma und eine Hütte im Museums-Park

Tribal-Horse
Nein, das ist kein Osterhase sondern ein Pferd!

Charles_Correa
Das Museumsgebäude von Charles Correa (Für Marc und andere Architekten). Das Gebäude gefällt mir eigentlich nicht so...

Indira-Gandhi_Museum
Überall beim Museum gab es kleine Verzierungen

Im Moment ist es in der Sambhavna-Klinik, wo ich arbeite etwas gemütlicher und ruhiger als sonst. Der Boss ist für zwei Wochen in den Ferien und plötzlich arbeiten alle nur noch die Hälfte und liegen lieber in der Sonne.
MeetingohneBoss
So sieht das Gruppen-Meeting aus, wenn der Boss nicht da ist ;-)

Heilig Abend war hier ganz stinklangweilig und normal, ausser dass ich zwei Päckli auspacken durfte, die Tanja gebracht hatte. Die Weihnachtsgüezi von Tanja haben dann unsere Weihnachtsstimmung noch gerettet.
Am Weihnachtstag wollten wir in den Safari-Park gehen, doch der war geschlossen und so sind wir einfach ein wenig herumspaziert. Am Abend waren wir dann in La Kuchina, dem einzigen italienischen und europäischen Restaurant in Europa. Das Restaurant ist auch sehr nobel und etwa dreimal so teuer wie andere Restaurants (Aber immernoch günstiger als bei euch *hehe*). Dort haben wir dann so richtig zugeschlagen und ein 5-gängiges Menü bestellt, bis wir am Schluss kugelrund nach hause purzelten. Auf dem Weg kamen wir noch an einer Hochzeit vorbei:
Hochzeitsleuchter
Die Hochzeiten hier sind immer ein ausgelassenes Freudenfest. Doch trotz aller Freude finde ich auch immer einen traurigen Aspekt: Die Leute auf dem Bild, die die Lampen tragen sind mausarm. Ihr Job ist es als Wandernde Lampen neben dem Musik-Wagen zu gehen. Dazu tragen sie den vermutlich einzigen Sari, den sie besitzen. Tagsüber sehe ich die Leute manchmal in der Stadt auf Arbeitssuche mit den Lampen auf dem Kopf herumgehen. Da die Lampen aneinandergekettet sind, müssen sie immer alle in einer Reihe gehen und können sich nicht frei bewegen, ausser sie stellen die Lampe ab.

Seit Weihnachten bin ich jeden Tag daran mit den Behörden in Delhi zu kommunizieren: Telefon, Telefon, Telefon, Email, Fax etc. Da wir hier keinen Fax haben, muss ich jedesmal etwa 10 Minuten zu Fuss der Berasia-Road entlang zu einem Fax-Geschäft gehen. Wegen all den Abgasen und dem Blei in der Luft protestieren inzwischen meine Atemwege lauthals. *husthust*. Ich nehme meistens meine Kamera mit, falls sich mal ein Schnappschuss ergibt, wie zum Beispiel folgender:
Ziegenkinder

Bis jetzt konnte ich für in Dehli folgende Interviews arrangieren:
- Secretary of Pollution Control Board
- Secretary of Indian Council of Medical Research
- Secretary od Bhopal Cell, Ministry od Chemicals and Fertilizer

So, die Arbeit geht weiter.
Liebe Grüsse
Matthias

P.S. Es freut mich, dass sich so viele per Blog gemeldet haben! Antworten werden noch kommen.

Matthias Stucki in Bhopal

Praktikum in Indien

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Zivildienst in beim Green...
Hallo zusammen Von Mitte März bis Ende August 2011...
matthiasstucki - 17. Mär, 18:18
Zugfahren in Indien
Hallo Matthias, per Zufall habe ich Deinen Reisebericht...
Volksempfinder (Gast) - 1. Mär, 15:29
Wieder da
Tschou zämä Juhu, mir si wider ir Schwiz. Es war schon...
matthiasstucki - 2. Apr, 11:16
Erkaeltet am Taj Mahal
Huhu Schweiz, wir kommen nach hause! Komisches Gefuehl,...
matthiasstucki - 22. Mär, 14:53
Heicho
Hallihallo!Juhui,iz chunsch ja scho gli wider hei*freu* Hmm,chönt...
Corina (Gast) - 21. Mär, 19:10

Suche

 

Status

Online seit 7114 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 17. Mär, 18:19

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren