Dienstag, 8. November 2005

Mit Slum-Kindern im Science Center

Hey Leute
ScienceCenter
Heute war ein wunderbarer Tag.
Anscheinend werde ich hier in Sambhavna zunehmend als Fotograph angesehen. Vorgestern musste ich die Fotos vom Meeting machen, gestern Beweisfotos der Plastikverbrennung für die Polizei und heute hat mich Sathyu auf eine kleine Exkursion mitgenommen. Auf seinem Stinker-Motorrad sind wir zum Science Center gedüst. Das ist so eine Art Technorama, wo man spielerisch wissenschafltiche Erkenntnisse vermittelt bekommt. Beim Center warteten wir auf eine Schulklasse, die schliesslich auch kam: 26 Kinder zwischen 5 und 12, die alle aus einem extrem armen Viertel in Bhopal kommen. Die Schule wird von Sambhavna Trust unterstützt und hat zwei Lehrer, die beide noch halbe Kinder sind. Sambhavna organisierte und bezahlte den Ausflug ins Science Center. Die Kinder waren wunderbar und wir hatten total viel Spass zusammen.

Meeting
Das Meeting letzten Sonntag. Der mit dem Küchentuch auf dem Kopf ist Sathyu, mein Cheff. Die Blonde ist Thierry, die Obergärtnerin.

Beweisfoto
Beweisfoto der illegalen Plastikverbrennung. Bhopal versinkt sowieso im Müll.

3
Mädchen im Science Center

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Mein neuer kleiner Freund, der eine ziemliche Kleblaus war...

mit_Kindern

14
Sathyu mit den Kiddies

Sonntag, 6. November 2005

Zu Gast

Bhopal
Ich finde dieses Bild beschreibt Bhopal ganz gut: ein bisschen scheusslich, aber auch ganz wunderbar...

Gestern waren Rachna, Daniel, Jeff, Joakin und ich bei einer Muslim-Familie zum Abendessen eingeladen. Das war sehr spannend. Als erstes stellte uns Rachna jeden der Grossfamilie vor (Ich konnte mir keinen einzigen Namen merken :-(). Dann wurden wir gebeten im Wohnzimmer auf den Boden zu sitzen. Zeitungspapier wurde vor uns ausgebreitet und das Essen serviert: süsse und salzige Aperos, die sehr lecker waren und ich euch leider nicht sagen kann, was es ist, dann gab es Reis, Naan (Fladenbrot) und Chickencurry. Als sie dann herausfanden, dass Daniel und ich kein Fleisch essen haben sich die Muslims als schlechte Gastgeber gefühlt :-P. Sie haben uns dann noch Eier-Curry gemacht. Rachna hat uns dann empfohlen wegen den Bakterien kein Wasser zu trinken, weshalb sie dann noch extra Trinkwasser für uns kaufen gegangen sind. Auf dem Boden sitzend nur mit einer Hand zu essen ohne das ganze Zimmer zu verkleckern, ich kann euch sagen das ist eine Kunst. Die Gastgeber haben sich jedenfalls köstlich über uns amüsiert. Während wir assen, durften die Frauen und Kinder im Hinterzimmer essen und die Männer standen um uns herum und schauten uns beim Essen zu. Es ist ihnen erst erlaubt zu essen, wenn die Gäste gegangen sind.
Zum Dessert gab es eine Art Semmelina. Das sind ganz ganz dünne Nudeln in warmer Milch und mit viel viel Zucker und Kokosspäne und Rosinen als Topic. Wichtig ist vor allem, dass man alles in der richtigen Reihenfolge mischt.
Und schliesslich gab es noch Chai, den supersüssen Tee.
Während dem Essen erzählte uns Rachna, dass die Eltern von allen Anwesenden bei der UNION CARBIDE-Katastrophe starben und sich 28 Waisen schliesslich zur Organisation <<Kids against Dow>> zusammen schlossen. Einige traten in den Hungerstreik und forderten von der Regierung Arbeit. Sie wurden von der Polizei verprügelt.
Ein anderer Mann, der jeden Tag die Bibiliothek in unserem Spital besucht wurde schizophren, als 7 Leute seiner Familie bei dem UNION CARBIDE-Unglück starben.

Die befreundeten Waisen haben sich zusammengeschlossen und eine kleine Firma gegründet. Sie haben Solar-Lampen gekauft, die sie tagsüber mit Solarpanels aufladen und Nachts an die Händler mit den Gemüsemarktständen vermieten.

Nach dem Essen gingen wir ziemlich früh, damit auch unsere Gastgeber essen konnten. Wir besuchten noch den Monkey-God-Tempel. Ich muss sagen: I am deeply impressed. Es lässt sich nur schwer beschreiben, wie es da aussieht. Es gibt einen Schrein mit vielen Blumen und einer Götterstatue. Man geht in einem Gang um den Schrein herum und bimmelt an den Glocken, die da hängen. Schliesslich bekommt man von einem Guru-Priester einen orangen Punkt auf die Stirn.

Hier noch einige meiner neusten Fotos:

Pickhacking
Pickhacking im Garten ist streng, da der Boden steinhart ist. Trotzdem sind wir dabei den ganzen Medical Garden umzuhacken. Sorry übrigens, dass immer mehr Englisch in meine Texte einfliesst. Ich habe mich so daran gewöhnt :-P

Washing_Tools
Marissa und ich beim Waschen der Gartengeräte nach getaner Arbeit.

Prinzessinnen
"Prinzessinnen", die uns im Garten besucht haben.

Wand_Bilder
Die meisten Mauern an den Strassenrändern sind farbig bemalt.

Moschee
Beim Besuch der Moschee.

Jeff_Malen
Jeff malt Bilder über Bhopal und Situationen, die im Zusammenhang mit der UNION CARBIDE-Disaster stehen. Die Hälfte des Erlöses gehen zu gunsten von Sambhavna. Die Bilder kann man unter
sehen.

Jeffs_Bild
Hier hat Jeff die alte UNION CARBIDE Farbrik gemalt, wo die Katastophe geschah.

Cheescake
Anna hat es geschafft ein Cheescake zu basteln, obwohl sämtliche Zutaten, Küchengeräte und Ofen und Kühlschrank hier fehlen. Sie hat also Büffel-Rahm und Kondensmilch, welche sich in der Sommerhitze gefestigt hatte, sowie Limettensaft und Keckskrümel verwendet. Erstaunlichweise war das ganze sogar sehr lecker.

Bus
So sehen die Busse des Öffentlichen Verkehrs in der Berasia Road aus.

Tragen
Hmm, solche Bilder mögen wir Westler doch ;-)

Donnerstag, 3. November 2005

Cows and Garlic

Tschou zämä
Es scheint doch zu klappen mit meinem Projekt. Heute ist Rachna, meine Betreuerin angekommen und sie scheint sympatisch zu sein. Ich hatt mit ihr und Sathyu eine Besprechung und wir entschieden uns, dass ich die Behördeninterviews machen werde.

Ich werde also die Behörden vom State Madhya Pradesh, von Bhopal, vom Government in Dehli und die Gerichte anschreiben und ihnen einen Fragebogen schicken, bezüglich ihrer Haltung zu der Verschmutzung von Boden, Wasser und Luft, Kompensationszahlungen und den Verantwortlichkeiten.

Heute habe ich noch einige Fotos gemacht. Hier sind die Kühe, tatsächlich rosarot gepunktet......
Kuh1

tragen blaue Hörner.........
Kuh2

oder Pfauenfedern.......
Kuh3

Die Kühe sind nämlich wegen Divali geschmückt.
Sie wissen genau, dass sie angebetet werden und stolzieren arrogant durch die Gegend. So ein Viech hat mich heute sogar angegriffen.


Dann habe ich auch einige Kinder fotographiert.
Kinder2

Das gibt jeweils ein riesigen Tumult, da alle auf das Foto wollen und alle das Bild auf der Kamera sehen wollen und sie mir dabei beinahe entreissen. Sonst sind die Kinder sehr lustig.
Kinder3

Kinder4

Glace-Verkäufer:
Glace1

In der Küche habe ich heute zwei Sachen gelernt: Knoblauch schälen geht schneller ohne Messer, sondern wenn man die Zehen auf den Tisch knallt und di Schalen wegnimmt. Die Knoblauchzehen hier sind winzig und zum kochen brauchen sie jeweils unmengen davon. Das heisst es gibt immer sehr viel zu tun.
Dann hat uns Jeff gezeigt, wie man eine Büchse leert, wenn man keinen Büchsenöffner hat: Man macht ein Loch in beide Seiten und bläse ide Büchse aus :-P

In Bhopal gibt es schöne Abendstimmungen, auch wenn diese bereits am Nachmittag sind. Ich bin immer wieder verblüfft, dass der ganze Himmel von von Kites (Drachen) ist. Das ist echt DAS Spiezeug hier.
Auf dem Foto sieht man leider nur einen Drachen.
Abend_Drachen

Guet Nacht
Matz

Mittwoch, 2. November 2005

Kommentar

Also es ist auch erlaubt mal etwas in diesen Blog reinzuschreiben Es wird mit der Zeit etwas langweilig, wenn ich nur monologe abhalte...

Why Bhopal?

Okay, vielleicht sollte ich euch allen mal noch sagen, wer ich so bin und warum ich hier in Bhopal weile. Folgender Text ist schon älter, erklärt aber einiges:

Mein Name ist Matthias Stucki und ich studiere im 7. Semester Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich.

In diesem Semester sieht der Studienplan ein 15wöchiges Berufspraktikum vor. Ich habe beschlossen diese Zeit im indischen Bhopal zu absolvieren.

In Bhopal geschah am 2/3. Dezember 1984 einer der grössten Chemieunfälle der Geschichte, als aus einer Pestizidfabrik tonnenweise giftige Gase austraten und tausende Menschen an den Folgen der Kontaminierung starben. Bis heute sind die Folgen der Katastrophe ungelöst, da Boden, Grund- und Trinkwasser verseucht sind und viele Menschen gesundheitliche Beschwerden haben, aber keine Entschädigung dafür erthalten.


Als Greenpeace-Aktivist machte ich bereits vor einiger Zeit Bekanntschaft mit der Bhopal-Geschichte. In Horgen in der Schweiz liegt der europäische Hauptsitz von DOW CHEMICAL, der Chemiefirma, die von den Opfern verantwortlich gemacht wird. Dort führte Greenpeace verschiedene Aktionen durch und fordert Gerechtigkeit für Bhopal.

Zusammen mit der Greenpeace Regionalgruppe Thun startete ich eine kleine Kampagne für Bhopal und sammelte Protestbotschaften, die wir an DOW CHEMICAL überreichten.

Während dem World Economic Forum 2005 in Davos, wurde Dow Chemical von der Veranstaltung Public Eye als verantwortungslose Firma ausgezeichnet. Dort hatte ich Gelegenheit mit Rachna Dhingra, der Kampaignerin von der International Campaign for Justice in Bhopal (ICJB) zu sprechen. Ich entschied mich dafür mein Berufspraktikum in Bhopal durchzuführen und Rachna wurde meine Betreuerin und Kontaktperson. Neben der ICJB soll ich auch für das Sambhavna Trust Spital arbeiten, welches für die Opfer der Katastrophe gratis Untersuchung und Behandlung anbietet.
Was ich genau in Bhopal arbeiten werde, dafür gibt es verschiedene Ideen, doch ich werde mich erst in der ersten Arbeitswoche für ein Projekt entscheiden, da ich zuvor mit der Situation in Bhopal vertraut sein möchte. Jedenfalls freue ich mich auf eine spannende Zeit in Indien.

Mein Projekt wird es nun vermutlich sein, eine Recherche zu machen. Und zwar gilt es mit Interviews herauszufinden, wie die verschiedenen indischen Behörden zu der Situation in Bhopal, zu den Verantwortlichkeiten, zu den Sanierungsvorschlägen und den Trinkwasserproblemen stehen. Wird interessant und sicher nicht ganz einfach...

Dienstag, 1. November 2005

Diwali-Nacht

ACHTUNG VIDEO Für kurze Zeit könnt ihr folgendes Video anschauen und dabei eine Riksha-Fahrt miterleben. Dann muss ich es aber leider wieder ab dem Netz nehmen, da es zuviel Platz braucht.
Sorry, inzwischen musste ich das Video ab dem Netz nehmen. Wenn es jemand sehen möchte, dann soll er/sie mir doch schreiben.....

Diwali, das Fest der Lichter ist vor allem ein Fest des Lärms.
Jeder und jede hat eigene laute Kracher, Knüller und Racketen und alle versuchen einander zu übertönen. Es tönt also etwa wie 1.August hoch zwei oder wie mitten im Krieg.
Heute war ich im New Market und habe mir Sandalen und WC-Papier gekauft. Drei Rollen WC-Papier kosten gleich viel, wie die Sandalen. Es gibt also auch Dinge, die ganz schön teuer sind hier. Und merkwürdigerweise habe ich das WC-Papier in einem Protein-Shop gefunden.
Hier seht ihr, wie Diwali bei unsern Nachbarn so aussieht:
Diwali_Licht

Berasia Road

Namaste
Hüt isch Diwali und drum isch ds Spital zue. Ig ha ä chlline Spaziergang bir Berasia-Road gmacht, mir es paar Sandale kouft und Fotos gmacht. Hier die Ergebnisse:

Goetter

Hier kaufen wir jeweils Cola, Mazaa (ne Art Mango-Fanta), Eier, Mehl und Toast.
Shop

Kinder

Flowers_Diwali
Ein Tagetes-Blumenstand. Die Orangen Blumen dienen zum Dekorieren der Häuser für Divali, dem Lichterfest.

Gemuesestand
Ein Gemüsstand, wie es so viele gibt, hier an der Berasia-Road. Man kann hier Bohnen, Erbsen, Auberginen, Tomaten, Kartoffeln Zwiebeln und Knoblauch kaufen.

Montag, 31. Oktober 2005

Diwali

Morgen beginnt Diwali, das Lichterfest!

Riksha
Mit diesen Rikshas düsen wir in der Stadt herum.

Diwali_Blumen2
Alle Gebäude sind für Divali mit Blumen dekoriert.

Diwali_Blumen
Ein Tagetes-Blumenstand. Die Orangen Blumen dienen zum Dekorieren der Häuser für Divali, dem Lichterfest.

Islamnagar

Heute ist Sonntag und das Spital war den ganzen Tag geschlossen. Anna, Walkin (Keine Ahnung, wie man den Namen schreibt), Jeff und ich machte einen Ausflug zu dem Mogul-Palast Islamnagar. Jeff hatte dafür einen kleinen Bus und einen Chauffeur Namens Baba bestellt. Wir fuhren also durch das Verkehrschaos aus der Stadt heraus und etwa 10 Kilometer übers Land bis zum Palast. Da der Palast noch nicht geöffnet hatte, machten wir einen kleinen Spaziergang, auf dem wir einen schockierend verschmutzen Fluss voller Schaum trafen.
Im Palast ist mir vor allem die Ruhe im Gegensatz zu Bhopal aufgefallen. Der Palast selber war mässig interessant, doch der dazugehörende Garten sehr eindrücklich. Danach spazierten wir noch ein wenig herum, während Walkin sich rasieren liess und schliesslich liessen wir uns von Baba zurück in die Stadt bringen. Wir stiegen beim Restaurant Wind & Wave beim See aus. Ich musste mein Bild von Bhopal nochmals weitgehend revidieren, denn ich was heute am Zürichsee ;-) bzw eben am grossen Bhopalsee. Bhopal scheint doch nicht so extrem wahnsinnig ärmlich zu sein, wie ich bis anhin geschockt annahm, denn am auf der Seeseite gibt es auch Hochäuser, Villen, Banken und eine Kunstgalerie. Anscheinend liegt das Sambhavna Hospital, wo ich wohne, einfach ziemlich im Slum. Doch eigentlich ist es noch der reichste Teil des Slums. Es gibt noch viel ärmere Gebiete in Bhopal.
Nach dem Essen gingen wir zu Fuss ziemlich lange der Strasse entlang und wurden auch da andauern angesprochen und bestaunt. Keine Wunder, denn es gibt wohl wirklich keine anderen Weisse hier in dieser Grosstadt. Jedenfalls habe ich seit ich hier bin noch keine gesehen. Wir wurden auch von bettelnden Kinder um Rupien gebeten, was für uns eine schwierige Situation war, da wir nicht wussten, wie wir uns verhalten sollen.
Nach der Stadtwanderung fühlte ich mich ganz ausgetrocknet und ich glaube meine Lungen sind ganz staubig von all den Abgasen und dem Schmutz in der Stadt. ** hust hust **
Ich habe einige Fotos geschossen, doch ich bin immer noch gehemmt, Menschen zu photographieren. Wir wirken schon ohne Kamera wie Schaulustige dämliche Touristen, die wir ja vielleicht auch sind.

Am Abend gab es dann eine kurze Telefonkonferenz mit meinen MitstudentInnen in der Schweiz und in China und dann eine Politik-Diskussion bei Wein mit den andern Volunteers.
Also cu
Matthias

Palast_1
Palast_2
Fluss_poisend

Bhopal

So in etwa ist es in Bhopal:
Auf den ersten Blick sieht alles extrem arm aus. Die Stadt hat angeblich 1.1 Millionen Einwohner, doch in der Stadt merkt man das nicht so. Die Häuser haben selten mehr als zwei Etagen und sind meistens nur Hütten aus Wellblech, Holz und Karton. Dazwischen hat es aber auch einzelne bunt angefärbte Villen, die wohl der reichsten Kaste gehören. Die Strassen sind meistens nicht asphaltiert sondern rotbraune Staubwege, die tagsüber extrem befahren sind. Der Himmel ist voll von Flugdrachen. Dies scheint wohl das Lieblingsspielzeug der Kinder zu sein und ich staune nur, wie sie es schaffen ohne jeglichen Wind die Drachen zum fliegen zu bringen. Wenn ich als blonder Westler alleine durch die Strasse gehe kommen meistens Horden von Kinder, die mir winken, „hi, hi“ oder „namaste“ rufen, mir die Hand schütteln wollen und mich dann auf Hindi vollquasseln. Sie kichern andauernd und scheinen sich über mich kaputt zu lachen. Ich lach einfach mit. Ab und zu werde ich auch von jungen Erwachsenen angesprochen und sie fragen immer als erstes „What’s you name?“, da dies vermutlich der einzige Satz in Englisch ist, den sie können. Mein Hindi ist noch sehr schlecht und ich hoffe es wird bald besser. Heute habe ich zählen gelernt: ek, do, tiin, tschaar, pantsch, tschäh, saat, aath, nau, das. Die Frauen meiden mich eher, weil dies in Indien so Sitte ist.

Heute bin ich bereits um Sieben aufgestanden. Der Morgen ist in Bhopal am schönsten. Die Luft ist noch kühl und frisch und der allgemeine Lärm hat erst halb begonnen. Zusammen mit Halkin und Anna habe ich im Garten gearbeitet. Sambhavna ist ein Spital, wo sich die Opfer der Chemiekatastrophe untersuchen und behandeln lassen können. Dabei wird vor allem Ayurveda – die traditionelle indische Pflanzenmedizin - und Yoga angewendet. Ein grossteil der Medizinpflanzen wird im grossen Medizingarten angepflanzt. Da haben wir also ein riesiges Beet umegestochen, gejätet und mit Kompost vermischt. Der Boden war wirklich steinhart und die Arbeit dementsprechend anstrengend. Ansonsten ist der Garten wunderbar und ein wenig dem Papilliorama ähnlich: voll von bunten Schmetterlingen und exotischen Pflanzen. Wir haben bis um 14.00 gearbeitet, doch dann war die Hitze mit 35 °C so unerträglich, dass wir nur noch eines denken konnten: Wasser, Dusche, Wasser, Dusche....
Hungrig nach der Arbeit mussten wir feststellen, dass der Koch heute vergessen hatte zu kochen und wir uns selber was brutzeln mussten. In der Siesta konnte ich mit den lieben Zuhausegebliebenen via Skype telefonieren. Schliesslich wagte ich einen kleinen Spaziergang aus dem Spitalgebiet und wurde prompt von einer Horde kichernder Kinder verfolgt. Nach dem Teetrinken wurde es plötzlich dunkel, was ich als sehr verwirrend empfinde. Doch auch hier beginnt der Winter und die Zeit ist so, dass es am morgen früh hell wird und am Abend sehr früh dunkel. Meine Mit-Volunteers sind alles sehr interessante philosophische Gesellschafts-Outsider und ich höre ihnen sehr gerne zu. Währenddessen schwirren Wolken von Mücken um unsere Köpfe und ich hoffe, dass mein Anti-Brumm auch wirklich wirkt.

So in etwa sehen alle Gebäude in Bhopal aus

So sieht es aus, wenn ich vom Esszimmer runter schaue.

Angekommen

Hallo zämä
Nun bin ich also in Bhopal angekommen. Ich muss schon sagen, der Kulturschock am Anfang war sehr gross! Nach einem langen Flug von Zürich via Wien bin ich vorgestern um Mitternacht in Dehli angekommen. Dort haben mich gleich beim Ausgang 100erte Inder angestarrt und gerufen, um mir ein Taxi oder ein Zimmer anzubieten. Ich musste dann mit einem Bus zu einem anderen Gate für den Weiterflug, doch unterwegs platzte ein Pneu und die Chauffeure bastelten etwa eine Stund lang daran herum, bis sie beschlossen ein Ersatzbus zu besorgen. Am Gate angekommen, musste ich bis um morgen um 6 auf den Weiterflug warten. Als ich am Gate ankam redete plötzlich ein Inder so lange auf mich ein und erklärte mir, dass er mich dorthin bringe, wo ich am Flughafen gemütlich warten könne, bis ich in sein Auto stieg. Doch er brachte mich in ein Hotel. Das hatte ich so nicht erwartet und ich legte so lange Protest ein, bis er mich zurück zum Gate brachte. Ich war dann zu nervös, um noch schlafen zu können. Zudem musste ich bereits um 03:30 einchecken.
Als das Flugzeug dann in Bhopal zum landen ansetzte, schaute ich aus dem Fenster und dachte nur: Huch, das siehr ja echt so aus, wie jeweils in den Nachrichten über den Irak. Zudem konnte ich Kamelherden sehen. Am Flughafen nahm ich ein Taxi und konnte mich nicht dagegen wehren schliesslich ganze 300 Rupien (umgerechnet 10 Franken) zu behalten. Ich hatte die Adresse vom Sambhavna Spital. Doch an dieser Adresse angekommen, was weit und breit niemand vom Spital zu sehen. Der Taxi-Chauffer erklärte mir, dass die wohl erst um 10.00 kämen. Ich war sehr verunsichert. Schliesslich fanden wir heraus, dass das Spital letzen März umgezogen war. Wir fuhren also weiter durch Strassen mit Verkehrschaos und voller heiligen Kühen und spielenden Kindern, bis wir das Spital doch noch fanden. Im Spital wurde ich zu Sathju geführt, dem Cheff des Spitals. Der war natürlich very busy, zeigte mir mein Zimmer und gab mir einiges zum einlesen. Bald gab es Mittagessen - dalbad = Reis mit Curry-Linsen, wie immer. So lernte ich nach und nach die anderen Volunteers kennen: drei Amerikaner, zwei Engländer und ein Guatemaltese. Bei unserem Esszimmer hat es überall Streifenhörnchen, die herumrennen und Essen klauen. Am Nachmittag ist immer Siesta. Am Abend gingen wir schliesslich zu viert mit einer Autoriksha - eine Art mini mini mini Taxi in die Stadt. Diesmal haben wir für uns vier total gerade mal 30 Rupien, umgerechnet 1 Franken bezahlt. Ich habe ganz leckere chinesische gebratene Nudeln gegessen und schmutziges Vanille-Eis. Das Einschlafen am Abend war ziemlich schwer, wegen der vielen Geräusche der Stadt: Tempelmusik aus dem Hindutempel, Gebetsgesänge aus den Moscheen und andauerndes hupen der Züge. Kurz vor dem Einschlafen hatte ich noch eine Idee, was ich in Bhopal machen könnte. Also eigentlich hatte bereits meine ETH-Betreuerin diese Idee für mich: Den Aspekt der Gerechtigkeit in Bhopal untersuchen, die Meinungen der verschiedenen Akteure usw.
Sambhavna
Das Spital

Zimmer
Das Boys-Zimmer

Esszimmer
Das Esszimmer

Streifenhörnechen hat es überall
Streifenhörnchen (Hier Chipmonks) hat es überall!Die sind stinkfrech und klauen einem das Essen. Dazu zwitschern sie andauernd fröhlich :-P

Matthias Stucki in Bhopal

Praktikum in Indien

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