Zu Gast

Ich finde dieses Bild beschreibt Bhopal ganz gut: ein bisschen scheusslich, aber auch ganz wunderbar...
Gestern waren Rachna, Daniel, Jeff, Joakin und ich bei einer Muslim-Familie zum Abendessen eingeladen. Das war sehr spannend. Als erstes stellte uns Rachna jeden der Grossfamilie vor (Ich konnte mir keinen einzigen Namen merken :-(). Dann wurden wir gebeten im Wohnzimmer auf den Boden zu sitzen. Zeitungspapier wurde vor uns ausgebreitet und das Essen serviert: süsse und salzige Aperos, die sehr lecker waren und ich euch leider nicht sagen kann, was es ist, dann gab es Reis, Naan (Fladenbrot) und Chickencurry. Als sie dann herausfanden, dass Daniel und ich kein Fleisch essen haben sich die Muslims als schlechte Gastgeber gefühlt :-P. Sie haben uns dann noch Eier-Curry gemacht. Rachna hat uns dann empfohlen wegen den Bakterien kein Wasser zu trinken, weshalb sie dann noch extra Trinkwasser für uns kaufen gegangen sind. Auf dem Boden sitzend nur mit einer Hand zu essen ohne das ganze Zimmer zu verkleckern, ich kann euch sagen das ist eine Kunst. Die Gastgeber haben sich jedenfalls köstlich über uns amüsiert. Während wir assen, durften die Frauen und Kinder im Hinterzimmer essen und die Männer standen um uns herum und schauten uns beim Essen zu. Es ist ihnen erst erlaubt zu essen, wenn die Gäste gegangen sind.
Zum Dessert gab es eine Art Semmelina. Das sind ganz ganz dünne Nudeln in warmer Milch und mit viel viel Zucker und Kokosspäne und Rosinen als Topic. Wichtig ist vor allem, dass man alles in der richtigen Reihenfolge mischt.
Und schliesslich gab es noch Chai, den supersüssen Tee.
Während dem Essen erzählte uns Rachna, dass die Eltern von allen Anwesenden bei der UNION CARBIDE-Katastrophe starben und sich 28 Waisen schliesslich zur Organisation <<Kids against Dow>> zusammen schlossen. Einige traten in den Hungerstreik und forderten von der Regierung Arbeit. Sie wurden von der Polizei verprügelt.
Ein anderer Mann, der jeden Tag die Bibiliothek in unserem Spital besucht wurde schizophren, als 7 Leute seiner Familie bei dem UNION CARBIDE-Unglück starben.
Die befreundeten Waisen haben sich zusammengeschlossen und eine kleine Firma gegründet. Sie haben Solar-Lampen gekauft, die sie tagsüber mit Solarpanels aufladen und Nachts an die Händler mit den Gemüsemarktständen vermieten.
Nach dem Essen gingen wir ziemlich früh, damit auch unsere Gastgeber essen konnten. Wir besuchten noch den Monkey-God-Tempel. Ich muss sagen: I am deeply impressed. Es lässt sich nur schwer beschreiben, wie es da aussieht. Es gibt einen Schrein mit vielen Blumen und einer Götterstatue. Man geht in einem Gang um den Schrein herum und bimmelt an den Glocken, die da hängen. Schliesslich bekommt man von einem Guru-Priester einen orangen Punkt auf die Stirn.
Hier noch einige meiner neusten Fotos:

Pickhacking im Garten ist streng, da der Boden steinhart ist. Trotzdem sind wir dabei den ganzen Medical Garden umzuhacken. Sorry übrigens, dass immer mehr Englisch in meine Texte einfliesst. Ich habe mich so daran gewöhnt :-P

Marissa und ich beim Waschen der Gartengeräte nach getaner Arbeit.

"Prinzessinnen", die uns im Garten besucht haben.

Die meisten Mauern an den Strassenrändern sind farbig bemalt.

Beim Besuch der Moschee.

Jeff malt Bilder über Bhopal und Situationen, die im Zusammenhang mit der UNION CARBIDE-Disaster stehen. Die Hälfte des Erlöses gehen zu gunsten von Sambhavna. Die Bilder kann man unter
sehen.

Hier hat Jeff die alte UNION CARBIDE Farbrik gemalt, wo die Katastophe geschah.

Anna hat es geschafft ein Cheescake zu basteln, obwohl sämtliche Zutaten, Küchengeräte und Ofen und Kühlschrank hier fehlen. Sie hat also Büffel-Rahm und Kondensmilch, welche sich in der Sommerhitze gefestigt hatte, sowie Limettensaft und Keckskrümel verwendet. Erstaunlichweise war das ganze sogar sehr lecker.

So sehen die Busse des Öffentlichen Verkehrs in der Berasia Road aus.

Hmm, solche Bilder mögen wir Westler doch ;-)
matthiasstucki - 6. Nov, 07:59