Montag, 31. Oktober 2005

Bhopal

So in etwa ist es in Bhopal:
Auf den ersten Blick sieht alles extrem arm aus. Die Stadt hat angeblich 1.1 Millionen Einwohner, doch in der Stadt merkt man das nicht so. Die Häuser haben selten mehr als zwei Etagen und sind meistens nur Hütten aus Wellblech, Holz und Karton. Dazwischen hat es aber auch einzelne bunt angefärbte Villen, die wohl der reichsten Kaste gehören. Die Strassen sind meistens nicht asphaltiert sondern rotbraune Staubwege, die tagsüber extrem befahren sind. Der Himmel ist voll von Flugdrachen. Dies scheint wohl das Lieblingsspielzeug der Kinder zu sein und ich staune nur, wie sie es schaffen ohne jeglichen Wind die Drachen zum fliegen zu bringen. Wenn ich als blonder Westler alleine durch die Strasse gehe kommen meistens Horden von Kinder, die mir winken, „hi, hi“ oder „namaste“ rufen, mir die Hand schütteln wollen und mich dann auf Hindi vollquasseln. Sie kichern andauernd und scheinen sich über mich kaputt zu lachen. Ich lach einfach mit. Ab und zu werde ich auch von jungen Erwachsenen angesprochen und sie fragen immer als erstes „What’s you name?“, da dies vermutlich der einzige Satz in Englisch ist, den sie können. Mein Hindi ist noch sehr schlecht und ich hoffe es wird bald besser. Heute habe ich zählen gelernt: ek, do, tiin, tschaar, pantsch, tschäh, saat, aath, nau, das. Die Frauen meiden mich eher, weil dies in Indien so Sitte ist.

Heute bin ich bereits um Sieben aufgestanden. Der Morgen ist in Bhopal am schönsten. Die Luft ist noch kühl und frisch und der allgemeine Lärm hat erst halb begonnen. Zusammen mit Halkin und Anna habe ich im Garten gearbeitet. Sambhavna ist ein Spital, wo sich die Opfer der Chemiekatastrophe untersuchen und behandeln lassen können. Dabei wird vor allem Ayurveda – die traditionelle indische Pflanzenmedizin - und Yoga angewendet. Ein grossteil der Medizinpflanzen wird im grossen Medizingarten angepflanzt. Da haben wir also ein riesiges Beet umegestochen, gejätet und mit Kompost vermischt. Der Boden war wirklich steinhart und die Arbeit dementsprechend anstrengend. Ansonsten ist der Garten wunderbar und ein wenig dem Papilliorama ähnlich: voll von bunten Schmetterlingen und exotischen Pflanzen. Wir haben bis um 14.00 gearbeitet, doch dann war die Hitze mit 35 °C so unerträglich, dass wir nur noch eines denken konnten: Wasser, Dusche, Wasser, Dusche....
Hungrig nach der Arbeit mussten wir feststellen, dass der Koch heute vergessen hatte zu kochen und wir uns selber was brutzeln mussten. In der Siesta konnte ich mit den lieben Zuhausegebliebenen via Skype telefonieren. Schliesslich wagte ich einen kleinen Spaziergang aus dem Spitalgebiet und wurde prompt von einer Horde kichernder Kinder verfolgt. Nach dem Teetrinken wurde es plötzlich dunkel, was ich als sehr verwirrend empfinde. Doch auch hier beginnt der Winter und die Zeit ist so, dass es am morgen früh hell wird und am Abend sehr früh dunkel. Meine Mit-Volunteers sind alles sehr interessante philosophische Gesellschafts-Outsider und ich höre ihnen sehr gerne zu. Währenddessen schwirren Wolken von Mücken um unsere Köpfe und ich hoffe, dass mein Anti-Brumm auch wirklich wirkt.

So in etwa sehen alle Gebäude in Bhopal aus

So sieht es aus, wenn ich vom Esszimmer runter schaue.

Matthias Stucki in Bhopal

Praktikum in Indien

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