Eid - Umarmungen

Heute war "Eid", eines der wichtigsten Moslem-Feste. Vielleicht erinnert ihr euch an die Bibelgeschichte, wo Abraham Gott seinen Sohn opfern sollte, es aber schliesslich nur eine Prüfung war und Abraham eine Ziege opferte? (Also ich weiss nicht mehr so genau, wie das war, wen es interessiert, der soll es doch bitte selber im Alten Testamant nachlesen). Jedenfalls beruhen das Alte Testament der Christen und der Koran der Moslems so ziemlich auf den gleichen Geschichten. Beim Fest "Eid" geht es also darum an das Opfer von Abraham und sein Vertrauen in Gott (Allah) zu erinnern. Jede Familie, die es sich leisten kann, zieht während einem Jahr eine Ziege auf, die während dieser Zeit mit der Familie zusammen in der gleichen Wohnung lebt. An "Eid" wird dann die Ziege geopfert, sprich getötet und dann gegessen. Die Familie mit Ziegenfleischen verschenken den Familien, die sich keine Ziege leisten konnten, einen Teil des Fleischs. Zudem ist es Brauch, dass jeder seine besten Kleider trägt (Wir unsere neuen Kurtas und Pajamas), man seine Freunde und Verwandten besucht und Happy "Eid" wünscht. Bei den Männern geht das folgendermassen: Wann immer man jemandem begegnet, den man irgendwoher kennt (bzw in unserem Fall, den Salman kennt), dann schüttelt man die Hände, wünscht sich "Eid Mubarak" (Happy Eid) und umarmt sich und umfasst dann noch einmal mit beiden Händen die Hände des anderen.
Ich sage euch, ich habe noch nie an einem Tag so viele Leute umarmt. (Und schon gar nicht so viele Fremde). Ich fand es rührend, wie sich überall auf den Strassen Alt und Jung umarmte.
David und ich waren zum Zmittag bei Salmans Familie eingeladen. Wir trugen unsere frischgeschneiderten Kleider und die ganze Familie war begeistert. David und ich fühlten uns eher ein wenig lächerlich in den langen Gewändern, aber was solls. Die Ziege, die wir bei den vorderen Besuchen immer angetroffen hatten, war bereits tot. Rücksichtsvoll, dass wir keine Ziege mochten, kochte Mommie ein ganzes Vegi-Menü für uns. Zum Dessert gab es diesmal Kir, eine Art Creme aus Reispulver, Bananen, Milch und Zucker.

Die Girls schenkten mir und David wunderschöne Neujahrs-Karten mit einem eigenen Gedicht:
"A little fun, a little joy
lots of moments to cherish and enjoy,
Some laughter here, a smile there,
a fresh fragrance everywhere,
a bit of sunshine, a bit of cheer,
love from all those near and dear.
I wish these are the little things
this New Year brings."

Dann nahm uns Salman zu einem Umarmungs- und Verwandtenbesuch-Marathon durch die ganze Stadt mit. Bei einem seiner Onkel spielten wir ziemlich lange Karambol - endlich ein Spiel, bei dem ich auch mitreden konnte. David redet nämlich immer mit allen Jungs über Kricket und da bin ich echt überfordert. Ich habe zwar einmal bei Salmans Cousins den Batsman gespielt, aber ehrlichgesagt scheinen mir die Kricket-Regeln unglaublich kompliziert und verwirrend. Karambol ist besser.
Tja und jetzt bin ich müde von dem erlebnisreichen Tag und gehe schnarchen. Heute gibt es einmal kein Poker. In letzter Zeit haben wir am Abend jeweils Poker gespielt (gestern bis morgens um 02:00). Wir spielen um Zündhölzer. Am Anfang habe ich gar nix von diesem Spiel begriffen. Doch inzwischen habe ich schon einen ansehlichen Stapel von Zündhölzer. Und bald beginnen wir um Rupien zu spielen. Das praktische ist, dass die Rupien eine so tiefe Währung ist, dass es auch wenn ich 100 Rupien verlieren würde kein Verlust wäre.
Guet Nacht
Mummtas Kahn
matthiasstucki - 11. Jan, 18:19