Montag, 31. Oktober 2005

Diwali

Morgen beginnt Diwali, das Lichterfest!

Riksha
Mit diesen Rikshas düsen wir in der Stadt herum.

Diwali_Blumen2
Alle Gebäude sind für Divali mit Blumen dekoriert.

Diwali_Blumen
Ein Tagetes-Blumenstand. Die Orangen Blumen dienen zum Dekorieren der Häuser für Divali, dem Lichterfest.

Islamnagar

Heute ist Sonntag und das Spital war den ganzen Tag geschlossen. Anna, Walkin (Keine Ahnung, wie man den Namen schreibt), Jeff und ich machte einen Ausflug zu dem Mogul-Palast Islamnagar. Jeff hatte dafür einen kleinen Bus und einen Chauffeur Namens Baba bestellt. Wir fuhren also durch das Verkehrschaos aus der Stadt heraus und etwa 10 Kilometer übers Land bis zum Palast. Da der Palast noch nicht geöffnet hatte, machten wir einen kleinen Spaziergang, auf dem wir einen schockierend verschmutzen Fluss voller Schaum trafen.
Im Palast ist mir vor allem die Ruhe im Gegensatz zu Bhopal aufgefallen. Der Palast selber war mässig interessant, doch der dazugehörende Garten sehr eindrücklich. Danach spazierten wir noch ein wenig herum, während Walkin sich rasieren liess und schliesslich liessen wir uns von Baba zurück in die Stadt bringen. Wir stiegen beim Restaurant Wind & Wave beim See aus. Ich musste mein Bild von Bhopal nochmals weitgehend revidieren, denn ich was heute am Zürichsee ;-) bzw eben am grossen Bhopalsee. Bhopal scheint doch nicht so extrem wahnsinnig ärmlich zu sein, wie ich bis anhin geschockt annahm, denn am auf der Seeseite gibt es auch Hochäuser, Villen, Banken und eine Kunstgalerie. Anscheinend liegt das Sambhavna Hospital, wo ich wohne, einfach ziemlich im Slum. Doch eigentlich ist es noch der reichste Teil des Slums. Es gibt noch viel ärmere Gebiete in Bhopal.
Nach dem Essen gingen wir zu Fuss ziemlich lange der Strasse entlang und wurden auch da andauern angesprochen und bestaunt. Keine Wunder, denn es gibt wohl wirklich keine anderen Weisse hier in dieser Grosstadt. Jedenfalls habe ich seit ich hier bin noch keine gesehen. Wir wurden auch von bettelnden Kinder um Rupien gebeten, was für uns eine schwierige Situation war, da wir nicht wussten, wie wir uns verhalten sollen.
Nach der Stadtwanderung fühlte ich mich ganz ausgetrocknet und ich glaube meine Lungen sind ganz staubig von all den Abgasen und dem Schmutz in der Stadt. ** hust hust **
Ich habe einige Fotos geschossen, doch ich bin immer noch gehemmt, Menschen zu photographieren. Wir wirken schon ohne Kamera wie Schaulustige dämliche Touristen, die wir ja vielleicht auch sind.

Am Abend gab es dann eine kurze Telefonkonferenz mit meinen MitstudentInnen in der Schweiz und in China und dann eine Politik-Diskussion bei Wein mit den andern Volunteers.
Also cu
Matthias

Palast_1
Palast_2
Fluss_poisend

Bhopal

So in etwa ist es in Bhopal:
Auf den ersten Blick sieht alles extrem arm aus. Die Stadt hat angeblich 1.1 Millionen Einwohner, doch in der Stadt merkt man das nicht so. Die Häuser haben selten mehr als zwei Etagen und sind meistens nur Hütten aus Wellblech, Holz und Karton. Dazwischen hat es aber auch einzelne bunt angefärbte Villen, die wohl der reichsten Kaste gehören. Die Strassen sind meistens nicht asphaltiert sondern rotbraune Staubwege, die tagsüber extrem befahren sind. Der Himmel ist voll von Flugdrachen. Dies scheint wohl das Lieblingsspielzeug der Kinder zu sein und ich staune nur, wie sie es schaffen ohne jeglichen Wind die Drachen zum fliegen zu bringen. Wenn ich als blonder Westler alleine durch die Strasse gehe kommen meistens Horden von Kinder, die mir winken, „hi, hi“ oder „namaste“ rufen, mir die Hand schütteln wollen und mich dann auf Hindi vollquasseln. Sie kichern andauernd und scheinen sich über mich kaputt zu lachen. Ich lach einfach mit. Ab und zu werde ich auch von jungen Erwachsenen angesprochen und sie fragen immer als erstes „What’s you name?“, da dies vermutlich der einzige Satz in Englisch ist, den sie können. Mein Hindi ist noch sehr schlecht und ich hoffe es wird bald besser. Heute habe ich zählen gelernt: ek, do, tiin, tschaar, pantsch, tschäh, saat, aath, nau, das. Die Frauen meiden mich eher, weil dies in Indien so Sitte ist.

Heute bin ich bereits um Sieben aufgestanden. Der Morgen ist in Bhopal am schönsten. Die Luft ist noch kühl und frisch und der allgemeine Lärm hat erst halb begonnen. Zusammen mit Halkin und Anna habe ich im Garten gearbeitet. Sambhavna ist ein Spital, wo sich die Opfer der Chemiekatastrophe untersuchen und behandeln lassen können. Dabei wird vor allem Ayurveda – die traditionelle indische Pflanzenmedizin - und Yoga angewendet. Ein grossteil der Medizinpflanzen wird im grossen Medizingarten angepflanzt. Da haben wir also ein riesiges Beet umegestochen, gejätet und mit Kompost vermischt. Der Boden war wirklich steinhart und die Arbeit dementsprechend anstrengend. Ansonsten ist der Garten wunderbar und ein wenig dem Papilliorama ähnlich: voll von bunten Schmetterlingen und exotischen Pflanzen. Wir haben bis um 14.00 gearbeitet, doch dann war die Hitze mit 35 °C so unerträglich, dass wir nur noch eines denken konnten: Wasser, Dusche, Wasser, Dusche....
Hungrig nach der Arbeit mussten wir feststellen, dass der Koch heute vergessen hatte zu kochen und wir uns selber was brutzeln mussten. In der Siesta konnte ich mit den lieben Zuhausegebliebenen via Skype telefonieren. Schliesslich wagte ich einen kleinen Spaziergang aus dem Spitalgebiet und wurde prompt von einer Horde kichernder Kinder verfolgt. Nach dem Teetrinken wurde es plötzlich dunkel, was ich als sehr verwirrend empfinde. Doch auch hier beginnt der Winter und die Zeit ist so, dass es am morgen früh hell wird und am Abend sehr früh dunkel. Meine Mit-Volunteers sind alles sehr interessante philosophische Gesellschafts-Outsider und ich höre ihnen sehr gerne zu. Währenddessen schwirren Wolken von Mücken um unsere Köpfe und ich hoffe, dass mein Anti-Brumm auch wirklich wirkt.

So in etwa sehen alle Gebäude in Bhopal aus

So sieht es aus, wenn ich vom Esszimmer runter schaue.

Angekommen

Hallo zämä
Nun bin ich also in Bhopal angekommen. Ich muss schon sagen, der Kulturschock am Anfang war sehr gross! Nach einem langen Flug von Zürich via Wien bin ich vorgestern um Mitternacht in Dehli angekommen. Dort haben mich gleich beim Ausgang 100erte Inder angestarrt und gerufen, um mir ein Taxi oder ein Zimmer anzubieten. Ich musste dann mit einem Bus zu einem anderen Gate für den Weiterflug, doch unterwegs platzte ein Pneu und die Chauffeure bastelten etwa eine Stund lang daran herum, bis sie beschlossen ein Ersatzbus zu besorgen. Am Gate angekommen, musste ich bis um morgen um 6 auf den Weiterflug warten. Als ich am Gate ankam redete plötzlich ein Inder so lange auf mich ein und erklärte mir, dass er mich dorthin bringe, wo ich am Flughafen gemütlich warten könne, bis ich in sein Auto stieg. Doch er brachte mich in ein Hotel. Das hatte ich so nicht erwartet und ich legte so lange Protest ein, bis er mich zurück zum Gate brachte. Ich war dann zu nervös, um noch schlafen zu können. Zudem musste ich bereits um 03:30 einchecken.
Als das Flugzeug dann in Bhopal zum landen ansetzte, schaute ich aus dem Fenster und dachte nur: Huch, das siehr ja echt so aus, wie jeweils in den Nachrichten über den Irak. Zudem konnte ich Kamelherden sehen. Am Flughafen nahm ich ein Taxi und konnte mich nicht dagegen wehren schliesslich ganze 300 Rupien (umgerechnet 10 Franken) zu behalten. Ich hatte die Adresse vom Sambhavna Spital. Doch an dieser Adresse angekommen, was weit und breit niemand vom Spital zu sehen. Der Taxi-Chauffer erklärte mir, dass die wohl erst um 10.00 kämen. Ich war sehr verunsichert. Schliesslich fanden wir heraus, dass das Spital letzen März umgezogen war. Wir fuhren also weiter durch Strassen mit Verkehrschaos und voller heiligen Kühen und spielenden Kindern, bis wir das Spital doch noch fanden. Im Spital wurde ich zu Sathju geführt, dem Cheff des Spitals. Der war natürlich very busy, zeigte mir mein Zimmer und gab mir einiges zum einlesen. Bald gab es Mittagessen - dalbad = Reis mit Curry-Linsen, wie immer. So lernte ich nach und nach die anderen Volunteers kennen: drei Amerikaner, zwei Engländer und ein Guatemaltese. Bei unserem Esszimmer hat es überall Streifenhörnchen, die herumrennen und Essen klauen. Am Nachmittag ist immer Siesta. Am Abend gingen wir schliesslich zu viert mit einer Autoriksha - eine Art mini mini mini Taxi in die Stadt. Diesmal haben wir für uns vier total gerade mal 30 Rupien, umgerechnet 1 Franken bezahlt. Ich habe ganz leckere chinesische gebratene Nudeln gegessen und schmutziges Vanille-Eis. Das Einschlafen am Abend war ziemlich schwer, wegen der vielen Geräusche der Stadt: Tempelmusik aus dem Hindutempel, Gebetsgesänge aus den Moscheen und andauerndes hupen der Züge. Kurz vor dem Einschlafen hatte ich noch eine Idee, was ich in Bhopal machen könnte. Also eigentlich hatte bereits meine ETH-Betreuerin diese Idee für mich: Den Aspekt der Gerechtigkeit in Bhopal untersuchen, die Meinungen der verschiedenen Akteure usw.
Sambhavna
Das Spital

Zimmer
Das Boys-Zimmer

Esszimmer
Das Esszimmer

Streifenhörnechen hat es überall
Streifenhörnchen (Hier Chipmonks) hat es überall!Die sind stinkfrech und klauen einem das Essen. Dazu zwitschern sie andauernd fröhlich :-P

Matthias Stucki in Bhopal

Praktikum in Indien

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Zivildienst in beim Green...
Hallo zusammen Von Mitte März bis Ende August 2011...
matthiasstucki - 17. Mär, 18:18
Zugfahren in Indien
Hallo Matthias, per Zufall habe ich Deinen Reisebericht...
Volksempfinder (Gast) - 1. Mär, 15:29
Wieder da
Tschou zämä Juhu, mir si wider ir Schwiz. Es war schon...
matthiasstucki - 2. Apr, 11:16
Erkaeltet am Taj Mahal
Huhu Schweiz, wir kommen nach hause! Komisches Gefuehl,...
matthiasstucki - 22. Mär, 14:53
Heicho
Hallihallo!Juhui,iz chunsch ja scho gli wider hei*freu* Hmm,chönt...
Corina (Gast) - 21. Mär, 19:10

Suche

 

Status

Online seit 7123 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 17. Mär, 18:19

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren